Herr Huber ist 86 Jahre alt und lebt zusammen mit seiner 2 Jahre jüngeren Ehefrau in einem Reihenhaus am Stadtrand von München. Frau Huber sitzt wegen einer fortgeschrittenen Erkrankung des Nervensystems seit ein paar Jahren im Rollstuhl. Beide haben sich dieser Situation angepasst, und auch nötige Umbauten am Haus vorgenommen um unabhängig und selbständig bleiben zu können. Vier Mal in der Woche kommt der ambulante Pflegedienst, um Frau Huber zu baden, und Medikamente zu verabreichen. Weitgehend kommen beide sonst ohne fremde Hilfe zurecht.
Diese Situation hat sich schlagartig geändert, als Herr Müller sich bei einem Sturz im Badezimmer den Oberschenkelhals gebrochen hat. Nach einer Operation und einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt, besuchte er für vier Wochen ein ambulantes Rehabilitationszentrum in München. Die Heilung ist gut verlaufen, und Herr Huber kann sein Bein wieder voll belasten, jedoch muss er weiterhin mit Krücken gehen, und kann keine weiten Strecken ohne Pausen zurücklegen.
Einkäufe und Besorgungen werden jetzt von Herrn Hubers Tochter übernommen, die fast täglich vorbeischaut. Für alle Beteiligten ist der plötzliche Sturz von Herrn Huber eine Umstellung und Herausforderung. Ein eigenständiges und selbständiges Leben ist nicht mehr so möglich wie vor dem Sturz. Nachdem sich auch die gesundheitliche Situation seiner Frau verschlechtert hat wird nun gemeinsam mit der Familie diskutiert, ob nicht eine Unterbringung in einem Pflegeheim sinnvoll wäre. Für Herrn und Frau Huber ist dies jedoch nur sehr schwer vorstellbar. Seit über 35 Jahren wohnen sie nun in ihrem Haus. Zudem wurde viel Geld in Umbaumaßnahmen für ein barrierefreies Wohnen investiert.
Über eine Nachbarin erfährt Frau Huber von der Möglichkeit einer häuslichen Betreuung durch Pflegepersonal aus Osteuropa. Die Nachbarin selbst hat seit mehreren Jahren Pflegekräfte aus Polen bei sich wohnen, die sie im Haushalt und bei der Grundpflege unterstützen. Über eine Vermittlungsagentur informiert sich Herr Huber über diese Form der Betreuung. Die Kosten für eine häusliche 24h Betreuung lägen zum Erstaunen von Herrn Huber sogar deutlich unter den Kosten für eine stationäre Pflegeeinrichtung für Ihn und seine Frau. Über eine Vermittlungsagentur mit Sitz in München, die sich auf die deutschlandweite Vermittlung von Pflege- und Haushaltshilfen aus Polen spezialisiert hat, lässt sich Herr Huber eine unverbindliches Angebot zukommen. Diesem liegt auch die Bewerbung einer Pflegerin bei, die schon in einer Woche anreisen könnte. Gemeinsam mit der Familie beschließt Herr Huber diese Form der Betreuung anzunehmen. Vorab führt er noch ein Telefonat mit Krystyna aus Polen und ist gleich sehr begeistert von Ihrer freundlichen Art und ihren guten Deutschkenntnissen.
Eine Woche später ist es soweit. Krystyna reist mit einem Kleinbus direkt bei Herrn und Frau Huber an. Für Ihre Aufenthaltszeit wird Krystyna im Gästezimmer schlafen. Das erste Kennenlernen findet bei Kaffe und Kuchen statt. Schnell ist beiden klar, dass Krystyna eine freundliche und herzliche Dame ist. Für alle ist es eine ungewohnte Situation, doch schon bald spielt sich die Zusammenarbeit gut ein. Nach wenigen Tagen findet sich Krystyna im Haushalt gut zurecht und übernimmt neben Einkäufen, Besorgungen und der Führung des Haushaltes auch grundpflegerische Tätigkeiten. Auch Krystyna fühlt sich wohl bei den Hubers. In einem nahegelegenen Schwimmbad kann Sie ihrem liebsten Hobby, dem Schwimmen nachgehen und sie hat auch schon Kontakt zu der anderen polnischen Pflegerin aus der Nachbarschaft aufgenommen. Nach 3 Monaten wird Sie jedoch für 6 Wochen zurück nach Polen fahren. In dieser Zeit wird eine zweite Pflegehilfe kommen, die bei den Hubers wohnt, und die Betreuung übernimmt bis Krystyna wieder kommt.
Alles in Allem sind Herr und Frau Huber sehr froh darüber, diese Form der Betreuung in Anspruch genommen zu haben. Sie können weiterhin in Ihrem Eigenheim wohnen bleiben und sind dank der polnischen Pflegerin weitgehend unabhängig.
Solche oder ähnliche Situationen spielen sich deutschlandweit immer häufiger ab. Laut Schätzungen befinden sich mehr als 200.000 Osteuropäische Pflegehilfen in Deutschland.
Nur ein relativ geringer Prozentsatz davon legal. Um eine legale Betreuung in Anspruch zu nehmen, sollte man sich entweder an eine spezialisierte Vermittlungsagentur wenden oder Personal über die Bundesagentur für Arbeit selbst anstellen.
Vermittlungsagenturen arbeiten meist auf Rechtsgrundlage einer sogenannten Arbeitnehmer- Entsendung. Diese erlaubt osteuropäischen Firmen Ihre Angestellten für einen befristeten Zeitraum nach Deutschland zu entsenden. Dies bedeutet, dass der Betreuungsempfänger nicht zum Arbeitgeber wird, sondern eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, die jederzeit unter Einhaltung der vereinbarten Kündigungsfrist wieder gekündigt werden kann. Es wird also in der Regel ein Dienstleistungsvertrag zwischen der osteuropäischen Firma und dem Leistungsempfänger in Deutschland abgeschlossen.
Wichtig: Die Qualifikation und Ausbildung der polnischen Pflegekräfte werden nicht automatisch in Deutschland anerkannt. Hierfür gelten besondere Regelungen. In der Regel müssen für sogenannte Leistungen im Rahmen einer Behandlungspflege (Spritzen, Wundversorgung, Katheterversorgung etc.) zusätzlich ambulante Pflegedienst beauftragt werden.