Frau Kozlowska ist eine Pflegekraft die seit 2012 in der häuslichen Seniorenbetreuung in Deutschland arbeitet. Wir haben sie zu einem Interview eingeladen. Frau Kozlowska erzählt über ihre Erfahrungen und ihre Beweggründe in der „24 Stunden Pflege“ zu arbeiten:
Frau Kozlowska verfügt über gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift. Um ihre Antworten noch besser darzustellen hat sie jedoch in polnisch geantwortet und wir haben die Antworten ins Deutsche übersetzt.
Interview mit Frau Kozlowska, die seit 2012 in der häuslichen 24h Pflege arbeitet:
Seit wann arbeiten Sie in der „24 Stunden Pflege“ und wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen ?
In der 24h Pflege arbeite ich seit 2012. Davor war ich als Krankenschwester in einem polnischen Krankenhaus angestellt. Mir hatte damals eine Bekannte von dieser Tätigkeit erzählt. Sie hatte glück und betreute eine sehr nette Familie und schwärmte sehr von der Arbeit in Deutschland. Zudem war ich erstaunt wie hoch die Bezahlung im Vergleich zu meiner Arbeit in Polen war. Nach längerem überlegen habe ich mich dann entschlossen mich selbst für eine Stelle in der häuslichen Pflege zu bewerben.
Hatten Sie damals schon Erfahrung im Umgang mit pflegebedürftigen Senioren ? Wie haben Sie sich auf Ihren ersten Einsatz in Deutschland vorbereitet ?
Ich hatte zuvor noch nie einen Pflegebedürftigen „rund um die Uhr“versorgt aber bei meiner Tätigkeit im Krankenhaus hatte ich tagtäglich mit Senioren zu tun. Die Arbeit mit Senioren hat mir immer Freude bereitet. Sie waren immer freundlich und dankbar. Als mir meine erste Stelle von Bavaria Care vorgestellt wurde, habe ich versucht im Vorfeld möglichst viele Informationen zu erhalten um mich bestmöglich vorzubereiten. Zudem habe ich noch einen Deutschkurs und einen Pflegekurs besucht der von meiner Agentur angeboten wurde.
Wie waren Ihre ersten Erfahrungen in Deutschland und wie war Ihre erste Stelle ?
Meine erste Stelle war in Eggenfelden in Niederbayern. Ich hatte eine 92 jährige Dame die alleine lebte zu betreuen. Sie litt an Demenz und war nach einer Hüft-Operation stark in ihrer Mobilität eingeschränkt. Sie konnte nur noch kurze Strecken mit Unterstützung und Rollator gehen. Anfangs habe ich sie kaum verstanden weil sie sehr starken Dialekt sprach aber mit der Zeit sind wir sehr gut miteinander ausgekommen. Auch die Angehörigen der Pflegebedürftigen waren sehr nett und haben mich von Anfang an gut unterstützt.
Welche Aufgaben haben Sie übernommen und wie sind Sie generell mit der Betreuung zurechtgekommen ?
Ich habe Frau N. bei allen Aufgaben im Haushalt und bei der Grundpflege unterstützt. Ihr Haus war sehr ländlich gelegen ca. 4 km von Eggenfelden entfernt. Ich bin zwei mal pro Woche mit dem Bus in die Stadt gefahren um einzukaufen und Erledigungen zu machen. Frau N. hat das Haus kaum noch verlassen. Bei schönem Wetter haben wir viel Zeit im Garten und auf der Terrasse verbracht. Meine haupt Aufgaben bestanden darin, Frau N. morgens bei der Morgentoilette zu unterstützen ihr tagsüber Gesellschaft zu leisten und sie bei der Fortbewegung zu unterstützen, Mahlzeiten vor- und nachzubereiten und ihr abends bei der Körperpflege und beim Zubettgehen zu helfen. Oftmals war es schwer für mich da sie starke Hüftschmerzen hatte und ich nichts dagegen unternehmen konnte aber generell bin ich gut mit der Betreuung zurechtgekommen und habe mich sehr wohl bei Frau N. gefühlt.
Wie lange waren Sie vor Ort und wie ist es weitergegangen als Sie abgereist sind ?
Bei meinem ersten Aufenthalt war ich 9 Wochen vor Ort. Anschließend ist ein neue Pflegerin aus Polen angereist. Die neue Pflegerin ist in der früh in Eggenfelden mit dem Bus angereist. Die Tochter von Frau N. hat sie dort abgeholt und ins Haus gebracht. Ich habe ihr alles nötige gezeigt und bin alle wichtigen Aufgaben im Haushalt mit ihr durchgegangen. Mein Bus kam dann am selben Abend und hat mich direkt bei Frau N. abgeholt. Ich war dann 6 Wochen in Polen und bin anschließend zu Frau N. zurückgefahren. Während meiner Abwesenheit war ich weiterhin in Kontakt mit der Tochter.
Wie hat Frau N. auf die neue Pflegekraft reagiert ?
Ich hatte das Gefühl dass sie auch aufgrund ihrer Demenz nicht wirklich realisierte dass ich an diesem Tag abreisen würde. Da sie ein sehr offener und umgänglicher Mensch war, hat sie auch die neue Betreuerin schnell in ihr Herz geschlossen. Als ich mich von ihr verabschiedete hielt sie bereits die Hand von Barbara und machte einen zufriedenen Eindruck. Die Tochter erzählte mir am Telefon dass sie aber öfter nach mir gefragt hatte, was mir auch ein gutes Gefühl gab, da ich sie auch in mein Herz geschlossen hatte.
Bis heute haben Sie insgesamt 5 Familien betreut. Was waren ihre einprägsamsten Erfahrungen im positiven wie im negativen Sinne.
Bei einer Stelle in Hamburg habe ich einen Mann betreut der nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt war. Trotz seiner Erkrankung war er ein sehr stabil wirkender und selbstbewusster Mensch. Als ich ihn ca. 2 Wochen vor meiner Abreise meinen genauen Abreisetermin mitteilte, fing er an zu weinen weil wir so ein gut eingespieltes Team waren. Das hat mich sehr berührt und ich würde das zu einem meiner einprägsamsten Erfahrungen zählen.
Wirklich negative Erfahrungen habe ich nicht gemacht. Ich hatte bis jetzt immer Glück mit meinen Stellen und den Menschen die ich zu betreuen hatte. Die Tatsache dass viele Pflegebedürftige die ich betreut habe nicht mehr am leben sind, macht mich oft sehr traurig. Aber ich denke es gehört zu diesem Beruf und ist ein Teil des Lebens.
Wie sind Ihr Pläne für die Zukunft ?
Ich werde nächstes Jahr heiraten und vielleicht eine längere Reise planen. Ansonsten werde ich weiterhin in der Seniorenbetreuung arbeiten.
Vielen Dank für das Interview und Ihre offenen Worte.
[…] In vielen Fällen sogar deutlich günstiger. Der Umfang der persönlichen Betreuung ist bei einer 24h Betreuung jedoch deutlich höher als in einem Pflegeheim, da die Pflegekraft sich Vollzeit nur um eine Person […]
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen